Es gibt einige Mythen um unser Eichhörnchen, die sich als sehr hartnäckig erweisen. Der wahrscheinlich größte Mythos rund um unsere heimischen und frei lebenden Tiere ist wohl der Glaube, dass rote Eichhörnchen von dunklen oder auch grauen ausgerottet oder bedroht werden. Allerdings gibt es in Deutschland lediglich das Europäische Eichhörnchen. Alle in Deutschland lebenden heimischen Tiere gehören zur selben Rasse. Hierbei spielt es überhaupt keine Rolle, ob es ein rotes, schwarzes oder braunes Fell hat.
Im Weiteren muss ebenfalls unterschieden werden, ob ein Tier Winterfell oder Sommerfell hat. Eichhörnchen haben im Sommer eher ein sehr dünn wirkendes rot oder braunrotes Fell und im Winter ein dickes, braungraues Fell. Sie haben aber immer einen weißen Bauch. Also selbst wenn ein Fell gräulich erscheint, gehört dieses in Deutschland lebende Tier zur selben Rasse. Abgesehen vom dichteren Winterfell tragen sie zur kalten Jahreszeit Puschel an den Ohren, die im Sommer verschwinden. In Wäldern lebende Tiere sind generell dunkelbraun oder sogar schwarz!
Die deutlich größeren und robusteren Grauhörnchen kommen ursprünglich aus Amerika. Es gibt sie aber auch in einigen Teilen von Kanada. Sie wurden Mitte des 1800 Jahrhundert in England zur Bereicherung der Natur ausgesetzt.
Wie so oft, wenn der Mensch der Meinung ist, er müsse sich in die Natur einmischen, hat sich auch hier gezeigt, dass es katastrophale Folgen für die heimische Art in England hatte und sich der Bestand massiv verringert hat. Was wiederum zur Folge hatte, dass sich das Grauhörnchen ausbreiten konnte. Zusätzlich trägt das Grauhörnchen einen Virus (Parapoxvirus) gegen diesen es selbst immun ist. Dieser erschwert dem Europäischen Eichhörnchen das Leben zusätzlich.
Ein weiterer Irrglaube ist, dass sich das Europäische Eichhörnchen mit dem Grauhörnchen paart und dadurch eine Mischsorte entsteht. Zusätzlich gibt es ebenfalls seit Jahrzehnten Grauhörnchen in Italien. Mittlerweile besteht der Eindruck, dass das Europäische Eichhörnchen eine gewisse Immunität gegen den Virus erkennen lässt. Hinzu kommt, dass sich der Baummarder in England wieder etwas ausbreiten konnte. Da das Grauhörnchen im Vergleich zum heimischen Hörnchen plumper, schwerer und nicht so flink ist, hat sich die Speisekarte des Baummarders verändert.
Ein weiterer Mythos: Eichhörnchen halten Winterschlaf
Sie halten allerdings keinen Winterschlaf, sondern lediglich Winterruhe. Grundsätzlich besteht der Unterschied zwischen Winterschlaf und Winterruhe darin, dass sich der Igel oder die Fledermaus je nach Witterung von Ende November bis in März hinein zurückziehen und faktisch nicht gesehen werden. Das Eichhörnchen gönnt sich hingegen längere Ruhepausen. Sie schlafen im Winter viel und sparen dadurch eine Menge Energie, das heißt ihr Organismus verbraucht dadurch weniger. Allerdings können sie nicht auf Nahrungssuche verzichten und verlassen immer wieder ihr Nest (Kobel).
Ebenfalls Mythos: Eichhörnchen müssen im Herbst so viel sammeln, da sie so wenig wiederfinden
Sie vergraben im Herbst bis zu 10.000 Walnüsse, Haselnüsse, Samen oder auch Pilze als Winterdepot. Sicherlich werden diese nicht komplett wiedergefunden, was ein wichtiger Faktor für unsere Wälder ist.
Eichhörnchen sind ein wesentlicher Bestandteil im Aufbau unserer Wälder. Denn alles, was im Winter nicht gefunden oder nicht gefressen wurde, wird im Frühjahr anfangen zu keimen. Bis zu einer Tiefe von 30 cm finden sie spielend einfach über Ihren Geruchssinn Nüsse wieder. Befindet sich ein anderes Eichhörnchen in der Nähe, wird ein Vergraben nur vorgetäuscht. Unabhängig davon hat ein Eichhörnchen eine Art Navigationssystem und kann sich sehr gut an Verstecke erinnern.
